Lebensgeschichte
Wenn man sie fragte, sagte sie einfach, sie käme vom anderen Ende der Welt. Oder von einem anderen Stern. Und dann lachte sie. Sie lachte oft. Sie wisse zwar nicht, was es zu lachen gäbe.
Schließlich - was habe sie alles mit gemacht - zwei Weltkriege, zwei Ehen. Und die Kinder. Jetzt könne sie nur noch zurückblicken, denn jetzt erschiene ihr alles wie von einem Berg gesehen oder aus einem Flugzeug. Ameisenmäßig. Jetzt sei nur noch wichtig, wann das Essen käme und die Putzfrau. Wann das Bett gerichtet werde. Und wann das Nachthemd gewechselt würde. Im Alter sei das eben entscheidend. Sie frisiere sich auch jeden Morgen. Man wisse nie, ob nicht noch jemand kommt. Aber meist verginge die Zeit nicht recht. Dann zähle sie die Sekunden. Neuerdings dauerten die Minuten nicht sechzig, sondern achtzig Sekunden. Das komme daher, dass die Erde sich langsamer drehe. Ja, da gäbe es nichts zu lachen. In ihrer Jugend war das noch anders. Aber heute haben sie nicht nur die Welt verhunzt mit ihren Bomben, Giften und all dem, jetzt verkrüppeln sie auch noch die Zeit.
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