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Schlechte Romananfänge

von

Robert Cohn

 

Grimmershörner Ewigkeit

Die salzigen Winde pfiffen über die Kugelbake hin, gnadenlos und eisig. Unbetreten, ungewiss und unvordenklich stemmte sich das Seezeichen mitten ins diesige Ungemach aus Wind, Salzdunst und Verlorenheit hart am Rande des Nichts aus Wasserwüste und Salzdunst. Seit Anbeginn der Welt stand sie dort, die treue Kugelbake, wo sonst nur salzige Böen die stürmende Einsamkeit der grau-blauen Weite des Nordmeeres erfüllten, Tags wie Nachts, Sommers wie Winters. Sie rissen seit Urzeiten an den geschwärzten Balken, die sich am Ende der Mole und fast schon im Nichts tapfer gegen ihr Schicksal stemmten, wie ein Menetekel.

Hinrich Puttfarken stand dort wie ein granitener Fels und erschaute die verschlingende Gnadenlosigkeit der Elemente. Kleine Teufelchen aus Sandwirbeln, Wasserdunst und verdorrten Algen trieben vor ihm wie seelenlos auf dem fahlen Sande hin. Er neigte den Kopf und lauschte dem Zischen, lauschte dann wieder dem Pochen seines Herzens. Ann-Kathrin, Ann-Kathin, Ann-Kathrin, so klang das starke Pochen seiner Brust. Hinrich Puttfarken seufzte schwermütig auf. Niemals hatte er Muße gehabt für Ann-Kathrin. Sie hatte gewebt und gesponnen, gewaschen und gehäkelt, geklöppelt und gestrickt, drinnen in der traulichen Kate hinterm Döser Deich, während er, Hinrich Puttfarken, draußen auf den uferlosen und verschlingenden Wogen des diesigen Nordmeeres Krabben fischen musste, Krabben, und immer mehr Krabben.

Während Ann-Kathrin vom vielen Weben, Spinnen, Waschen, Häkeln, Klöppeln, Stricken und endlich von der Schwindsucht dahingerafft wurde, musste er, Hinrich Puttfarken, Krabben fischen, Krabben, eine Krabbe nach der anderen, während um ihn herum das Meer weit und verschlingend gischtete, stürmte, wütete und brauste. Jedoch in seinem einsamen Herzen loderten unauslöschlich Ann-Kathrins aschblonde Locken hin und her ...

 

Neue Party, Alte Liebe

Der Motor des niegelnagelneuen mattsilbernen BMW Z8 Cabrio heulte auf. Ein sattes Heulen in der stahlblauen Morgenluft der Südersteinstraße. Ein Heulen wie ein Messer. Wunderbar. Kalle trat herzhaft aufs Gaspedal drauf, wäämwäääm, Mann wie das heulte, das heulte einfach herrlich, Mann. Schon als kleiner Junge hatte Kalle davon geträumt, von einem stahlblauen Morgen und vom ersten eigenen Cabrio und von der rasenden Kraft eines Sportwagenmotors. Wäämwäääm. Der BMW war nicht bezahlt, scheißegal. Kalle legte seidenweich den ersten Gang ein und der BMW schoss davon. Zweiter Gang, dritter, vierter und noch immer drehten die Reifen durch, wenn Kalle das Gaspedal runterhaute. Wahnsinn, der super Sound von Thomas Anders bei fast hundertsiebzig Sachen und nur der stahlblaue Himmel und das Heulen des Motors und sonst nichts auf der Welt! Freiheit pur.

Das musste er den Jungs zeigen. Kalle riss am Lenkrad und die Reifen kreischten. Drift! Der BMW bretterte um die Ecke Abendrothstraße, dann den Brockesweg rechts und gleich über den Süderwisch. Angekommen! Kalle scheuchte den BMW quer in die winzigste Parklücke seines Lebens. Und auf die Hupe gehauen: Damm-da-da-daa-daa - - da-da!

Ein Mädchen im scharfen knallroten Mini drehte sich um und guckte den BMW und dann Kalle und dann wieder den BMW an. Oben im Eckhaus knallte ein Fenster auf und da gafften Hörni und Herbert raus und sahen Kalles BMW und kriegten den Mund nicht wieder zu. "Hopst rein, wat losmachen!" röhrte Kalle hoch. Er sah zu dem Mädchen. Das Mädchen guckte zurück. Lange blonde Haare wehten vor stahlblauem Himmel ...

 

Schatten über der Abtei von Alt-Stickenbüttel

(Herausgegeben vom Ehrendirektorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Ortsverband des Landes Wursten)

Noch liegen die backsteinernen Baulichkeiten der Abtei Alt-Stickenbüttel verwunschen und windüberhaucht unweit des friedvollen Sahlenburg bei der schönen Stadt Cuxhaven, im Weichbilde der alten Kunstprovinzen Hadeln und Wursten. Noch, ehe unsere Handlung beginnt, na die mit Hinnerk und Birthe-Urthe, sitzend auf einem Mäuerchen in der roten Abenddämmerung. Was zu sagen bleibt: Die Alt-Stickenbüttler Klausurgebäude und das Gotteshaus selbst, frühgotische Kleinodien aus dem späteren dreizehnten Jahrhundert, die seit den Reformationsstürmen, den Säkularisationen, den respektlosen Eingemeindungen und der Abrisspolitik der SPD immer wieder wie durch Wunder den Wirrnissen der Zeitläufte entgangen sind, könnten einem eiligen Passanten unserer heutigen schnelllebigen Zeit als wundersame Impression aus der Welt Caspar David Friedrichs erscheinen. Jedoch hinter dieser entzückenden romantischen Anmutung lauert, leider, horribile dictu, die blanke Not! Dort, wo noch zu Zeiten des Otterndorfer Dichters Johann Heinrich Voss schlichte Stiftsdamen frugal von ihrer Hände Arbeit lebten und jene ehrwürdigen Baulichkeiten aus vergangener Zeit ehrfürchtig hegten und pflegten, glotzen heute blinde und zugenagelte Fensterhöhlen in eine trostlose Zukunft.

Geringfügig besser sieht es auf der Südseite der Klausurgebäude aus, doch auch hier zerbröckeln die frühgotischen Strebepfeiler des herrlichen oberen Dormitoriums sehr bedenklich. Drinnen, an den zarthändig bossierten Wirtelringen, Zeugnisse erlesensten Wirkens vergessener zisterziensischer und prämonstratensischer Bildhauerpatres, lecken salziger Dunst und brackiges Regenwasser verderblich hinab, Sommers wie Winters. Keine tätige Hand hat sich in den vergangenen zweiundsechzig Jahren bereit gefunden, um eine der kostbarsten Perlen unter den unvergessenen mittelalterlichen Bauwerken des Alt-Hadelner Klosterkreises vor dem drohenden Verfall zu erretten. Hinnerk und Birthe-Urthe sitzen noch immer auf jenem Mäuerchen, schon nach der roten Abenddämmerung, und geben sich zu sehr einander hin. Die bröckelnden Kostbarkeiten der früheren Gottesburg bröckeln weiter. Für das kundige Auge ist diese erbarmenswürdige Verwahrlosung traurig und beunruhigend. Nicht nur wegen des unumstrittenen Wertes der unersetzlichen Abteigebäude, welcher in der Tat allein schon die causa für eine sofortige behutsame, staatlich gelenkte Sanierung von Grund auf sein müsste, unter der wohlerprobten Ägide des Herrn Oberbürgermeisters. Nein, auch die Geschichte der Abtei Alt-Stickenbüttel ist für immer mit einigen der hochberühmten Geister aus der großen Vergangenheit unserer Heimat verbunden.

Als bereits der späte Moritz von Schwind auf die architektonische Bedeutsamkeit des zaubrisch schönen Klosterbaus immer wieder dringlich zu sprechen kam, war bekanntlich an einen geregelten Denkmalschutz noch für lange Zeiten auch nur entfernt nicht zu denken. Zwei Jahre vor seinem Tode verbrachte Moritz von Schwind die Wintermonate in der Abtei Alt-Stickenbüttel als Gast seines Dichter- und Malerfreundes, Superintendent Habakuk von Brösensoot, der gemeinsam mit seiner Gemahlin Suse Erdmuthe, geborene Freiin zu Griesepütt, schon lange Zeit die Abtei nach Zeugen der Vergangenheit durchforstet hatte. Vieles Vergessene war wieder ans Tageslicht getreten, etwa der frühbarocke Grabstein von Bernfried Quinquilius Tampen, einem bedeutenden pietistischen Homiletiker und Brieffreund Leibnizens, der heute wieder halb von Schutt bedeckt im Querschiff der Kirche im schlickgesättigten Boden vermodert.

Trotz seines vorgerückten Alters vermochte Habakuk von Brösensoot mit beherztem, kindlichem Glauben die herrlichen frühgotischen Fresken am Triumphbogen zwischen Vierung und Langhaus in mühseliger Kleinstarbeit vom Moder der Jahrhunderte zu befreien, einen Reigen herrlicher Engel mit dem Pantokrator in einer an spätbyzantinische Vorbilder gemahnenden Mandorla, das weit bedeutendste Beispiel dieses Genres diesseits von Westfriesland. Suse Erdmuthe zu Griesepütt hat die so behutsam wiederhergestellte und wunderbar schimmernde Farbigkeit dieses anonymen, jeden Kunstkenner verzaubernden vollendeten Meisterwerkes in ihrem Gedichtzyklus "Bis övern Dod dat Wark schall bleuhn" für immer in zarte und stolze niederdeutsche Worte der Pracht und der Rührung gefasst. Doch was auch das Ehepaar von Brösensoot voll der Sorgsamkeit und Entbehrung vor Zerfall und Vergessenheit retten mochte, ist heute, seit der zunehmenden Gefährdung des Kirchendaches durch Blitzschlag 1998, wieder den verderblichen Unbilden des Seewindes, der unverdrossenen Abrisspolitik der SPD, der schamlosen Gleichgültigkeit von Hinnerk und Birthe-Urthe und überhaupt unserer gottlosen Zeit preisgegeben. Der Zustand der Fresken ist so ekelhaft erschrec ...

 

Nachts sieht man keinen Dorsch

Fatima ist Rollmopswicklerin bei Feinkost Schwattebeck, drüben in der Kapitän-Alexander-Straße. Ich habe es da zum Packer gebracht. Fischdosen einpacken den ganzen Tag. Fatima steht gleich auf der anderen Seite der Glasscheibe, und immer muss ich sie ansehen. Schon seit sieben Monaten sehe ich sie an. Fatima ist herrlich, sie hat lange rote Haare. Gefärbt. Aber macht nichts. Die hängen ihr bis zu den Hüften. Auch, wenn sie Rollmöpse wickelt. Das lässt sie sich nicht nehmen. Auch nicht, als Herr Speckmann sie wieder anraunzt. Das ist der Typ von der Verwaltung. "Isch gehe zu Gewerkschaft hin, die werde Sie fertischmachen weil Sie Sexist!" schreit Fatima und ihre Augen blitzen. Die Fischdosenkiste gleitet mir aus der Hand und knallt mir auf den Fuß drauf. Es tut nicht weh, denn da steht Fatima und ich sehe nichts Anderes mehr. Auch nicht Herrn Speckmann, als er plötzlich eine Dosenbreite neben mir ist und mich anraunzt. Fatima lächelt.

Dann endlich spreche ich sie an. In der Pause. Ich will sie fragen, ob sie nachher hinten auf meinem Moped mit nach Duhnen fahren will. Zum Strand oder so. Ein Herzklopfen hab ich. Also erstmal muss ich sie ansprechen. "Fatima", sag ich, "ich bin der Bernd und ich pack da drüben die Fischdosen ein, du hast mich bestimmt schon gesehen, wie ich die Fischdosen einpacke da drüben. Die müssen ja eingepackt werden. Und du, du rollst Rollmöpse?, ich dachte, die werden so gefangen, im Meer mein ich, und dann kommen die so in die Fischdosen rein, die ich einpacke, hab ich gedacht, aber weil ich dich immer die Rollmöpse rollen sehe glaub ich jetzt, dass die zuerst so gerollt werden müssen, ehe die in die Fischdosen reinkommen, die ich da drüben einpacke, du hast mich bestimmt schon gesehen, wie ich die einpacke, da drüben. Werden die denn auch so gefangen, im Meer, die Rollmöpse? Ich mein', nicht gerollt und so? Oder sind die da schon ein klein bisschen gerollt, im Meer? Oder machst du das Rollen und alles? Sag doch mal. Und wieso heißt das hier überhaupt Kapitän-Alexander-Straße, kennst du den?"

Das frag ich Fatima. Und Fatima lächelt. Mein Herz macht einen Sprung, aber da hinten steht Herr Speckmann wieder und guckt her ...

 

In Groden um halb vier

Mutter saß. Oben im Knast hinterm Amtsgericht. Es waren schon sechs Jahre. Beihilfe zum Raubmord, sowas kann dauern. Und den Kollegen Kattendiek hatte man nicht geschnappt, er dibberte immer noch draußen herum. Aber um den würden sich Annelie und Tamara kümmern, Mutters Gehilfinnen, gleich nächste Woche, wenn sie aus dem Knast rauskämen - die waren ja nur wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden, das ging noch.

Annedore, Bernds Lebensabschnittsgefährtin, war an so was gewöhnt. Bernds Familie war, wie sie war. In ihrer war das ja auch nicht anders. Wenn man aus Groden kam, in Groden lebte und in Groden sein Geld machte, auf welche Art auch immer, ja, dann war das eben so. Aber manchmal, an so Tagen – Annedore hatte Bernd jetzt schon dreimal gefragt, ob er noch Kaffee wollte. Aber Bernd sagte gar nichts. Stierte in seine Cuxhavener Nachrichten. Annedores Tränen waren ihm schietegal. Da war nicht an zu rütteln. Seine Gedanken behielt er für sich, der stolze Sturkopp. Er kratzte sich am Sack, überflog den Artikel über die Nassbaggerei und dachte dabei an Annelie und Tamara. Wie animalisch die waren. Die hatten jede Menge Giftschlick verklappt, und Dünnsäure erst, drüben bei Trischen, voll die Profis eben. Nie rausgekommen war das. Und die hatten auch nie geheult oder nach Liebe gequengelt. Die waren dem Kollegen Kattendiek mit den Messer beigekommen. Mit den blanken Messer.

Lässig blätterte Bernd die Seite um, er kannte die Nassbaggerei ja aus dem Effeff, er wusste genau, wer und was da so alles verklappt wurde und wer da mit was und wie Geld machte. Der Kollege Kattendiek würde herkommen, er wusste das. Vielleicht schon heute Nachmittag. Über die Lehfeldstraße geschlichen, in die Lappestraße geschlüpft. Was würde Annedore machen? Würde sie von Kollege Kattendieks Muskeln und Tatoos angezogen werden wie so ne Motte vom Licht? Bernd blätterte weiter zu den Todesanzeigen. Er kriegte so eine Vorahnung. Annedore hörte nicht auf zu schluchzen. Dann stand sie auf und machte die Krümel vom Tisch weg ...

 

Prinzeß Griseldis, Heft 147: Die Flucht ins Watt

In tiefer Verzagung lehnte Prinzeß Griseldis ihre edel geformten Schultern an die triefenden Mauern des verlassenen und windumtosten uralten Wachturmes auf dem verlorenen Eiland von Neuwerk. Dies musste von nun an ihr bitteres Exil sein. Griseldis seufzte tief auf. Was sollte sie tun? Weiter ihre hohe Abkunft im Geheimen halten? Kaum verstattete sie sich ein trockenes Schlucken.

Nie würde sie jene Nacht vergessen, jene Nacht des Schreckens. Das hektische Schnauben der gehetzten Pferde, das grässliche Schlingern der Kutschenräder im schwarzen Schlick jener trügerischer Weiten jenseits des Deiches, das heisere Rufen des treuen Kutschers, und die schmerzenden Stockmale an ihrem Rücken - sie brannten wie Feuer unter ihrem zerschlissenen und schlickbespritzten, ehedem so prächtigen Sammetkleide, und Helgs Schluchzen in halber Ohnmacht... Wie Griseldis hatte er den Blutdurst jener Landsknechte erduldet. Und jetzt war er tot und im Schlick verscharrt.

Was jene Landsknechte gewollt, jetzt war es vollbracht. Was der fürchterliche Ritter von Ritzebüttel ersehnt, jetzt hatte der Zorn des Schicksals es vollstreckt. Das Unheil hatte sich Bahn gemacht. Die grausen Dinge waren geschehen. Niemals durfte der Ritter von Ritzebüttel es erfahren, oh der Ritter von Ritzebüttel, dieser Teufel in Menschengestalt, dieser Dämon aus Fleisch und Blut. Griseldis seufzte tief und bitter auf. Sie hatte ihn einst so tief geliebt, den Ritter von Ritzebüttel. Ihr Blusenkragen klebte schwer von Schweiß an ihrem Schwanenhalse.

Nein, sie musste weiter schweigen. Sie musste hier auf dem verlorenen windumtosten Eiland von Neuwerk verborgen im triefenden Gemäuer des verlassenen uralten Wachturmes hausen und von angespültem Hering leben. Angespülter Hering tagein, tagaus. Denn das Geheimnis ihres Blutes musste weiter im Dunkel verbleiben. Im Dunkel des Vergessens, das alle Erinnerung mit sich nahm, das Fauchen der Liebe des Ritters von Ritzebüttel einst im Strandhafer, das Prasseln des Feuers und Helgs Todesstöhnen, das Bersten hoher gotischer Säulen in der entsetzlichen Brandhitze, das Glitschen des schwarzen Schlicks bei der Flucht, und Griseldis' edle Abkunft.

Ein hochfahrender Betrüger hauste nun dort, ein Vasall jenes entsetzlichen Ritters von Ritzebüttel, dort, wo Prinzeß Griseldis in köstlicher Unbekümmertheit ihre leuchtenden Mädchentage verbracht hatte, beschirmt vom fraulichen Lächeln der Mutter und der edlen und frommen Rüstigkeit ihres Vaters ...

 

Seekrieg in der Elbmündung, 23. Folge: Der Feind rückt vor

"Männer, das ist dumpf", presste Leutnant v.Knarr aus dem Mundwinkel hervor und spähte durch den Sehschlitz in der Festungsmauer hinaus aufs Meer. Im Pulverdampf. Während der Feind dort andauernd aufs Fort Kugelbake vorrückte. In diesen verteufelten Kanonenschaluppen. Die machten bei voller Fahrt verteufelte zwölf Knoten und verschossen andauernd diese verteufelten 21cm-Haubitzengranaten. Es wurde einem ganz dumpf davon. Und die eigenen Ringrohr-Kasematt-Kanonen schossen andauernd daneben.

Fähnrich Schween starrte dem Leutnant v.Knarr in die Augen. "Dumpf hast du auch gesagt, als der Feind letzte Woche andauernd Tag und Nacht vorgerückt ist. Mit diesen verteufelten Kanonenschaluppen auf unser Fort Kugelbake. Dumpf, hast du gesagt. Aber wir haben den Feind zurückgeschlagen. Wir haben die verteufelten Kanonenschaluppen zurückgeschlagen. Mit unseren Ringrohr-Kasematt-Kanonen." Sein Gesicht war unbewegt, aber seine schwarzen Augen glühten. "Sie werden unser Fort Kugelbake und unser Vaterland nicht überrennen mit ihren verteufelten 21cm-Haubitzengranaten", bellte Leutnant v.Knarr dumpf und duckte sich hinter den Sehschlitz. Keine knappe Sekunde hätte gefehlt und so ein Splitter wäre ihm - in seiner Schulter steckte schon einer von diesen verteufelten 21cm-Haubitzengranaten.

Die Männer schwiegen. Der Grimm stieg. Die Dumpfheit auch, denn das Trommelfeuer von den Kanonenschaluppen war zu laut zum Schimpfen. Im Mauerwerk des Forts Kugelbake rüttelte es. Die andauernden Einschläge der verteufelten 21cm-Haubitzengranaten. Und dann rüttelte es vom Abfeuern der Ringrohr-Kasematt-Kanonen. Sie schossen wieder daneben. Leutnant v.Knarr spähte wieder durch den Sehschlitz. Im Pulverdampf. Auf dem Meer rückte der Feind vor. Er spürte es in seiner Schulter zucken. "Verteufelt", dachte er, "immer das, bevor's richtig losgeht, unser Fort Kugelbake und unser Vaterland bloß jetzt nicht dumpf überrennen lassen vom Feind auf diesen andauernden verteufelten Kanonenschaluppen -" ...

Robert Cohn